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Powerfrauen im Ring
Wenn der Begriff Boxen fällt, kommt einem als erstes das Bild eines kompromisslosen Fighters mit Muskeln aus Stahl und Pokerface in den Sinn.
Immer noch ist unsere Gesellschaft zum größten Teil davon überzeugt, Boxen sei nur etwas für Männer. Dass diese Ansicht falsch ist, zeigen zwei starke Frauen vom 1. Boxclub Haan Augsburg e.V..
Ausdauer, Konsequenz und Disziplin vereint mit Spaß am Training - dass sind die wichtigsten Dinge für Vanessa und Natascha.
Unterschiedlicher könnten die beiden jungen Frauen gar nicht sein. Natascha kommt aus einer Großfamilie mit vier Geschwistern. Ihr Kampfgeist hat Natascha schon oft im Leben weiter geholfen schwierige Situationen zu meistern. Die 18 jährige Russin kam vor 8 Jahren mit ihrer Familie nach Deutschland. In der Schule war es durch die Sprachbarriere schwer mit anderen Kindern Kontakt aufzunehmen.
Natascha erinnert sich:„ Es war sehr hart für mich. Ich kam gleich in eine normale Klasse. Ich konnte die Sprache nicht. Oft habe ich Dinge mit dem Finger gezeigt, weil ich nicht wusste, was ich sagen soll. Die anderen haben mich oft ausgelacht. Später habe ich dann ein paar Freunde gefunden.“
Vanessa hingegen ist vor 4 Jahren wegen ihres Studiums nach Augsburg gezogen. Die gebürtige Kölnerin hatte sich nach dem Abitur um einen Studienplatz an der juristischen Fakultät beworben.
„Ich suchte eine kleine, schöne Uni. Von Massenabfertigung wie es in Großstädten sonst üblich ist, halte ich nicht viel. Außerdem fahre ich gerne Ski und Snowboard, da ist Augsburg als Stadt in Alpennähe perfekt“
Der Weg im Jurastudium ist lang und steinig. Ende August schreibt die 24 jährige ihr Examen. Das bedeutet jetzt büffeln, büffeln und nochmals büffeln.
„Das Jurastudium erfordert eine hohe Frustrationstoleranz. Es gibt Unmengen zu lernen, die Jobchancen sind nicht gerade die besten und nach dem Examen erwarten mich erst einmal zwei Jahre Referendariat bevor ich richtig im Berufsleben loslegen kann.“ Vanessa seufzt: „ Aber es ist mein Traumberuf und ich bin sicher, ich schaffe das“
Natascha macht derzeit eine Ausbildung zur Automobilkauffrau bei einem Motorradhändler. Die junge Frau ist überglücklich eine Stelle gefunden zu haben:
„ Nach der Mittleren Reife versuchte ich mein Glück auf der FOS, doch ich schaffte den Notenschnitt in der Probezeit nicht. Danach schrieb ich ungefähr 100 Bewerbungen. Jedes Mal kam eine Absage. Durch meinen leichten russischen Akzent war bei einem Vorstellungsgespräch meist sehr schnell klar, dass dies der Ablehnungsgrund war“, so Natascha.
Doch aufgegeben wollte sie nicht, das liegt ihr nicht im Blut. Tapfer hatte sich die junge Frau weiter beworben und nach einem halben Jahr Glück gehabt. Nun kann sie ihre Leidenschaft – Motorräder – mit dem Beruf verbinden.
Ihr Augen strahlen: „Es ist wunderbar in der Motorradbranche einen Ausbildungsplatz gefunden zu haben. Ich kann jeden Tag das tun, was mir wirklich liegt. Mit Menschen umgehen und mit Motorrädern arbeiten.“
Natascha wohnt noch zu Hause. Vanessa ist verheiratet. Ihr Glück hat sie in einer Augsburger Bar gefunden. Nach einem Jahr war dem Paar klar, das sie ihre Liebe mit dem Eheversprechen verewigen möchten.
Die Flitterwochen entpuppten sich als sehr stürmisch.
Die beiden frisch Verheirateten machten eine Cabrio-Rundreise von der West- zur Ostküste Floridas. Unglücklicherweise fegte in dieser Zeit der Hurrikan Frances über sie hinweg.
Vanessa lacht als sie daran zurückdenkt: „ Überall wo wir hingefahren sind um uns Sehenswürdigkeiten anzuschauen, war Schutt und Asche. Die ganze Ostküste war ein einziges Katastrophengebiet“
Erst im dritten? Anlauf verbrachte das Ehepaar erholsame Flitterwochen. Mittlerweile erkundigen sich Freunde und Bekannte spaßeshalber wohin die beiden in den Urlaub fahren, um das Gebiet zu meiden.
In Ihrer Freizeit geht Vanessa oft ins Fitnessstudio. Dort trainierte sie lange Zeit Fitnessboxen. Doch irgendwann war ihr das zu wenig. Sie wollte mehr ins Detail gehen und ernsthafter Boxen.
Im April dieses Jahres ergabt sich dann durch Ihren Mann, der Peter Porschen den Vorstandsvorsitzenden vom 1. Boxclub Haan Augsburg e.V. schon lange kennt, die Möglichkeit richtig in den Sport einzusteigen.
„Das Wichtigste ist für mich ist die Möglichkeit sich auszupowern, dass du ganz allein für deine Leistungen verantwortlich bist. Es liegt an einem selber etwas zu erreichen, nicht wie in Teamsportarten. Außerdem gefällt mir der Mix aus Ausdauer und Kraftsport sehr gut.
Vanessa trainiert dreimal pro Woche je 1,5 Stunden und macht zwei bis drei Sparringseinheiten wöchentlich. Zusätzlich macht sie Kraft- und Ausdauertraining. Frauenpower eben.
Natascha war früher kein Fan des Boxsports. Nie hätte sie gedacht, dass sie selbst einmal in den Ring steigt. Verführt hatte sie Alex Haan, den sie aus der Clique Ihrer Freundin kannte.
Natasch erinnert sich lächelnd: „Früher dachte ich Boxen hätte was mit Proleten und Schlägereien zu tun. Beim Tischtennis meinte Alex, ich hätte eine gute Technik und soll doch mal ausprobieren. Die Leute waren nett, also dachte ich: Wieso nicht?“
Das liegt nun ungefähr zwei Jahre zurück, heute ist die junge Frau bereits Schwäbische Meisterin. Doch auf den Lorbeeren hat sich Natascha noch nie ausgeruht.
Sie trainiert intensiv, mit der nächsten Meisterschaft als Ziel vor Augen, weiter.
Auf die Frage was für sie das Wichtigste am Boxen ist antwortet Natascha: „Das Feeling.“ Dann schweift sie ab, blickt in die Ferne und sagt: „Und vor allem die vielen neuen Freundschaften die dadurch entstanden sind….“
Author: Vici
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